Alpabzug Alp Kienberg in Oberriet – ein Erlebnis im Regen

Den Alpabzug von der Alp Kienberg in Oberriet mit der Kamera zu begleiten, ist ein Erlebnis, das Tradition und Emotion vereint. Früh am Morgen herrscht bereits geschäftiges Treiben: Kühe werden geschmückt, Bänder zurechtgezupft und Blumen sorgfältig befestigt. Die Bauernfamilien bereiten sich gemeinsam auf den langen Weg ins Tal vor – eine Arbeit, die ebenso viel Geduld wie Stolz in sich trägt.

Der Tag ist von Regen geprägt, die Wege sind nass und der Himmel grau. Doch genau das verstärkt die Stimmung. Schon aus der Ferne hört man das Läuten der Kuhglocken, das mit jedem Schritt lauter wird. Wenn die Tiere schließlich ins Tal hinunterziehen, säumen zahlreiche Zuschauer den Weg, ausgestattet mit Regenschirmen und Regenjacken. Kinder winken, ältere Leute erinnern sich an frühere Alpabzüge, und dazwischen wird gelacht, gerufen und manchmal auch gestaunt.

Für mich als Fotograf bedeutet Regen eine echte Herausforderung: Regentropfen auf den Bildschirmen meiner Kameras lassen diese gelegentlich ein Eigenleben entwickeln, was Geduld und schnelle Reaktionen erfordert. Gleichzeitig bietet das Wetter aber einzigartige Motive – spiegelnde Straßen, glänzendes Fell und Farben, die im trüben Licht besonders wirken. Gerade solche unvorhersehbaren Momente machen die Arbeit spannend.

Besonders eindrücklich ist der Moment, wenn die Tiere und ihre Begleiter im Dorf ankommen. Trotz nasser Kleider und kalter Hände ist die Freude groß, den Alpsommer erfolgreich abgeschlossen zu haben. Und dann, fast wie zur Belohnung, bricht die Sonne durch die Wolken. Die nassen Straßen beginnen zu glitzern, die Farben des Blumenschmucks leuchten noch intensiver, und die ganze Szenerie verwandelt sich in ein festliches Bild.

Der Alpabzug ist mehr als nur der Rückweg ins Tal – er ist ein Stück lebendige Kultur, das Jahr für Jahr Menschen zusammenbringt. Für mich bleibt er ein Tag voller besonderer Eindrücke, Begegnungen und Bilder, die nicht nur in meinen Aufnahmen, sondern auch im Gedächtnis bleiben.